Der Mangel an Pflege- und Betreuungspersonal ist in der Schweiz bereits spürbar. Die demografische Entwicklung, die eine alternde Bevölkerung mit sich bringt, sowie die steigenden Anforderungen an die Gesundheitsversorgung führen zu einem erhöhten Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Viele Pflegeeinrichtungen berichten von Personalmangel, der sich durch hohe Arbeitsbelastung und Stress auszeichnet.
Aktuelle Situation
Der Pflege- und Betreuungssektor in der Schweiz steht vor grossen Herausforderungen. Die demographische Entwicklung zeigt einen Anstieg der älteren Bevölkerung, was zu einem steigenden Bedarf an Pflege- und Betreuungspersonal führt. Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) wird die Anzahl der Menschen über 65 Jahre bis 2030 voraussichtlich um 30 Prozent steigen. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Pflegebedarf und erhöht den Druck auf die vorhandenen Fachkräfte.
Zusammensetzung des Pflegepersonals
Der Bestand an Pflege- und Betreuungspersonal in der Schweiz setzt sich aus verschiedenen Berufsgruppen zusammen:
Pflegefachpersonen
Dazu gehören diplomierte Pflegefachfrauen und -männer (HF und FH), die in unterschiedlichen Settings wie Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Einrichtungen tätig sind. Diese Fachkräfte haben eine zentrale Rolle in der Patientenversorgung und -betreuung.
Hilfspersonal
Pflegehilfskräfte unterstützen die ausgebildeten Pflegefachpersonen in der täglichen Arbeit. Ihre Aufgaben umfassen grundlegende Pflegeleistungen und administrative Tätigkeiten.
Betreuungspersonal
Dazu gehören Fachkräfte, die sich speziell um die psychosoziale Betreuung von Patienten kümmern, insbesondere in Einrichtungen für ältere Menschen mit Behinderungen.
Künftiger Bedarf
Für die kommenden Jahre wird ein weitere Anstieg des Bedarfs an Pflegekräften erwartet. Schätzungen zufolge wir die Schweiz bis 2030 rund 100.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigen, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Dies betrifft sowohl die stationäre als auch die ambulante Pflege. Die Herausforderung besteht darin, genügend Fachkräfte zu gewinnen und auszubilden, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Ausbildungsmöglichkeiten in der Schweiz
In der Schweiz gibt es verschiedenen Ausbildungswege im Pflegebereich.
Zu den bekanntesten gehören die Ausbildungen zu Pflegefachleuten HF und FH.
Pflegefachfrau/ -mann HF (höhere Fachschule)
Diese Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und wird an höheren Fachschulen angeboten. Die Absolventen erhalten einen anerkannten Abschluss, der ihnen ermöglicht, in verschiedenen Bereichen der Pflege zu arbeiten, beispielsweise in Spitälern, Altersheimen oder in der Spitex.
Pflegefachfrau/ -mann FH (Fachhochschule)
Die Ausbildung an einer Fachhochschule dauert ebenfalls drei Jahre und bietet eine akademische Vertiefung in verschiedenen Fachrichtungen der Pflege. Absolventen dieser Ausbildung haben oft Zugang zu Führungspositionen oder spezialisierten Tätigkeiten im Gesundheitswesen.
Voraussetzungen und Abschlüsse
Für beide Ausbildungswege sind in der Regel folgende Voraussetzungen erforderlich:
- ein Abschluss der Sekundarstufe II beispielsweise Matura oder eine Berufslehre
- ein Praktikum im Gesundheitswesen kann von Vorteil sein, ist aber nicht zwingend erforderlich
Nach erfolgreichem Abschluss erhält man entweder das Diplom einer höheren Fachschule (HF) oder den Bachelorabschluss einer Fachhochschule (FH).
Weitere Informationen zum Berufsbild Pflegefachkraft FH findet sich hier.
Quereinstieg in der Pflege
Der Quereinstieg in der Pflege bietet eine vielversprechende Möglichkeit für Personen, die eine neue berufliche Herausforderung suchen oder aus anderen Branchen in den Gesundheitssektor wechseln möchten. In der Schweiz gibt es verschiedene Programme und Initiativen, die den Übergang in den Pflegeberuf erleichtern. Zunächst ist es wichtig, sich über die verschiedenen Ausbildungswege zu informieren. Viele Bildungseinrichtungen bieten verkürzte Ausbildungsprogramme für Quereinsteiger an, die es ermöglichen, die notwendigen Qualifikationen in einem verkürztem Zeitraum zu erwerben. Zudem werden oft Praktika angeboten, die den Quereinsteigern erste Einblicke in die Praxis und die spezifischen Anforderungen des Pflegeberufs ermöglichen.
Herausforderungen im Bestand
Trotz des Engagements vieler Fachkräfte gibt es mehrere Herausforderungen für das Pflege- und Betreuungspersonal:
Fachkräftemangel
Die Zahl der ausgebildeten Pflegekräfte reicht nicht aus, um den steigenden Bedarf zu decken. Viele Einrichtungen berichten von Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen.
Hohe Fluktuation
Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind oft mit hoher Belastung, Stress und emotionalen Herausforderungen verbunden, was zu einer hohen Fluktuation führt.
Alternde Belegschaft
Ein erheblicher Teil des bestehenden Pflegepersonals erreicht in den nächsten Jahren das Rentenalter. Dies führt zu einem weiteren Rückgang des verfügbaren Personals.
Unterschiede zwischen Stadt und Land in der ärztlichen Versorgung
Die ärztliche Versorgung variiert stark, je nachdem, ob man sich in einer städtischen oder ländlichen Region befindet. In städtischen Gebieten ist die Dichte an Ärzten und Pflegekräften in der Regel höher, was den Zugang zu medizinischer Versorgung erleichtert.
In ländlichen Regionen hingegen kämpfen viele Gemeinden mit einem akuten Fachkräftemangel, was zu längeren Wartezeiten und eingeschränkten Dienstleistungen führt. Diese Unterschiede erfordern gezielte Massnahmen, um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu verbessern und Fachkräfte dorthin zu bewegen.
Perspektiven für die Zukunft
Um den Bestand an Pflege- und Betreuungspersonal in der Schweiz zu sichern, sind verschieden Massnahmen erforderlich:
Ausbildungsoffensive
Die Förderung von Ausbildungsplätzen in der Pflege ist entscheidend, um neue Fachkräfte zu gewinnen. Initiativen zur Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs sind notwendig.
Integration ausländischer Fachkräfte
Die gezielte Rekrutierung und Integration ausländischer Pflegekräfte kann helfen, den Mangel an Fachkräften zu lindern.
Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Um die Attraktivität des Berufs zu erhöhen und die Fluktuation zu reduzieren, sollten Arbeitsbedingungen, einschliesslich Arbeitszeiten, Entlohnung und Unterstützung durch Vorgesetzte verbessert werden.
Förderung der beruflichen Weiterentwicklung
Angebote zur kontinuierlichen Weiterbildung und Spezialisierung können dazu beitragen, die Fachkräfte im Beruf zu halten und deren Fähigkeiten zu erweitern.
Fazit:
Der Bestand an Pflege- und Betreuungspersonal in der Schweiz ist eine zentrale Herausforderung für das Gesundheitswesen. Angesichts des steigenden Bedarfs und der bestehenden Schwierigkeiten, ist es unerlässlich, gezielte Massnahmen zu ergreifen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und die Qualität der Pflege sicherzustellen. Nur durch eine umfassende Strategie, die Ausbildung, Integration und Verbesserung der Arbeitsbedingungen umfasst, kann die Schweiz eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung gewährleisten.