Holzbock, Igelzecke und Co. – Zeckenarten in der Schweiz
Weltweit sind über 900 Zeckenarten bekannt. Hauptsächlich können diese in die beiden Familien Schild- und Lederzecken unterteilt werden. Schildzecken kommen mit Ausnahmen der Arktis und Antarktis überall auf der Welt vor. Die Lederzecke ist meistens in den Tropen oder Subtropen anzutreffen.
In der Schweiz sind etwa 20 Zeckenarten heimisch, von denen die Gängigsten hier kurz vorgestellt werden:
Am weitesten ist der Holzbock in der Schweiz sowie in Deutschland und Österreich verbreitet. Der Holzbock ist etwa zwei bis vier Millimeter gross und hat einen braun-schwarzen Schild auf dem Rücken. Bei Männchen ist der ganze Körper davon bedeckt, bei den Weibchen nur ein Drittel, während der Hinterleib rot und sichelförmig geformt ist. Der Holzbock hat sich nicht nur auf einen Wirt spezialisiert, sondern befällt viele Tierarten, darunter auch Nicht-Säuger wie Vögel oder Eidechsen, sowie Haustiere und natürlich den Menschen.
Eine Igelzecke ähnelt in ihrem Aussehen stark dem Holzbock, hat jedoch einen eher eckigen Schild. Sie ist in ganz Europa heimisch und das ganze Jahr hindurch aktiv – auch im Winter. Igelzecken leben in den Nestern und Gängen ihrer Wirte und sind ausserhalb sehr selten zu sehen. Zu ihren Wirten gehören bevorzugt Fleischfresser wie Igel sowie Marder, aber auch Katzen und Hunde – Menschen sind sog. Fehlwirte.
Die Auwaldzecke trägt ein bunt marmoriertes Rückenschild. Diese Zeckenart bevorzugt kühles, feuchtes Wetter und ist besonders in kühleren Monaten (bereits ab drei Grad), weniger im Hochsommer aktiv. Diese Zeckenart ist in der Schweiz nur in manchen Regionen anzutreffen. Zudem zählt der Mensch für die Auwaldzecke zu den Fehlwirten. Sie präferiert Kleinsäuger, Hunde sowie viele Wild- und Nutztiere. Es ist umstritten, ob es sich bei ihr um eine Laufzecke handelt, die sich aktiv auf ihr „Opfer” zubewegt.
Die Schafzecke ist eng mit der Auwaldzecke verwandt und zählt ebenfalls zu den Buntzecken. Sie bevorzugt hingegen Sonne und warme Temperaturen und ist überwiegend im Frühling und Spätsommer bis Anfang Herbst aktiv. Zu finden ist sie vor allem auf Wiesen mit viel Sonnenlicht – vor allem auf Schafweiden. Wie der Name bereits vermuten lässt, zählen diese zu ihren bevorzugten Wirten, aber auch Rinder, Pferde, Ziegen sowie Wild- und Haustiere.
Die braune Hundezecke ist birnenförmig und rotbraun mit gelbbraunen Beinen. Eigentlich ist sie eher in warmen Mittelmeerländern anzutreffen, wird jedoch vereinzelt von Urlaubsreisenden oder aus dem Ausland importierten Hunden mit eingeschleppt. Hundezecken sind Laufzecken, die aktive nach einem Wirt suchen und sich mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Minute auf diesen zubewegen können. Zwar kann sie in der Schweiz in freier Natur nicht überleben, jedoch ist in beheizten und trockenen Räumen die Entwicklung einer grösseren Population möglich, was sie zu regelrechten Plagegeistern für Tierheime aber auch Hundebesitzer in ihren eigenen vier Wänden machen kann.
Taubenzecken gehören zur Art der Lederzecken. Sie sind in der Schweiz nicht in der freien Natur zu finden, sondern verstecken sich meist in Ritzen, Spalten und Wandverkleidungen auf dem Dachboden, dort wo Tauben brüten und sich aufhalten. Taubenzecken sind nachtaktiv und saugen nur für max. 40 Minuten Blut an ihrem Wirt und kehren wieder in ihr Versteck zurück, wo sie aber für viele Jahre hungern können. Taubenzecken werden erst zum Problem, wenn Tauben verschwinden oder vertrieben werden (z.B. beim Ausbau des Dachgeschosses. Obwohl sie von Menschenblut nicht leben können, befallen sie dann auch Menschen.
Hyalomma oder auch Riesenzecken können bis zu fünfmal so gross werden, wie der Holzbock. Hyalomma-Arten bekommen in Mitteleuropa viel Aufmerksamkeit, weil sie eher selten auftreten und wenn, dann über Zugvögel in den Norden reisen. Sie sind an trockenes und heisses Klima angepasst und haben weniger Überlebenschancen bei Kälte und Frost. Vereinzelt wurden bislang Exemplare auf Pferden gesichtet, aber die Anzahl ist entschieden gering, sodass derzeit nichts für eine Ansiedelung hindeutet. Hyalomma Zecken können nicht nur sehen, sondern gehen aktiv auf ihren Wirt zu.
Optimale Lebensbedingungen – dann sind Zecken besonders aktiv
Zecken bevorzugen eher milde und feuchte Temperaturen – vor allem den Frühling und den Herbst. Im Idealfall mit zwei bis drei Niederschlägen pro Woche. Die meisten Zecken werden zwischen sieben und zehn Grad aktiv – manche schon ab drei Grad (z.B. Auwaldzecke).
Sollte eine Zecke im Frühjahr noch keinen Wirt gefunden haben, setzt sie vor allem in Mai/Juni Zecken nochmal alles daran, bevor es zu warm wird. In den heissen Sommermonaten sind viele Zecken unter der starken Hitzeeinwirkung weniger aktiv und verkriechen sich wieder unter das kühle Laub. Sollten sich die Bedingungen jedoch kurzfristig ändern und das Wetter kühler oder regnerischer werden, steigert das das Aktivitätenlevel der Zecken, wenn auch nur kurzfristig.
In der kalten Jahreszeit (ca. November bis Februar) überwintern die meisten Zeckenarten in den unteren Laub- und Krautschichten, eben dort, wo sie vor der grössten Kälte geschützt sind. Vorsicht: Aufgrund der steigenden Durchschnittstemperaturen können Zecken kurzfristig in den Wintermonaten aktiv werden, sollten die Temperaturen mild ausfallen.
Zecken sind allgemein sehr robuste Tiere. Durch inaktive Phasen sparen Sie Energie. Der Holzbock kann so bis zu drei Jahren auf einen Wirt warten – die Taubenzecke gar länger. Der Lebenszyklus einer Zecke dauert im Schnitt zwischen drei und sechs Jahren. Die Männchen sterben direkt nach der Paarung, die Weibchen nach der Eierablage.
Zecken Risikogebiete in der Schweiz
Zecken kommen grundsätzlich überall in der Schweiz vor. Selbst in höheren Lagen bis zu 2.000 Meter über dem Meeresspiegel werden Zecken ausgemacht.
Grundsätzlich sind Zecken aber auf Wiesen, in Laub- und Mischwäldern, dort vor allem am Waldrand und nahe den Lichtungen zu finden. Vor allem im hohen Gras, in Gebüschen und Sträuchern bis zu 1,5 Meter Höhe krabbeln die kleinen Spinnentiere. Um Energie zu sparen und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt zu sein, halten sich Zecken aber meist auf einer Höhe zwischen 30 und 50 Zentimeter auf.
Um auf ihren Wirt zu gelangen, klettern die meisten Zecken auf Grashalme und Sträucher, strecken die vorderen Beinchen aus und lassen sich im Vorbeigehen des Wirts abstreifen und klammern sich fest. Dass sie sich von Bäumen auf ihren potenziellen Wirt fallen lassen, gilt als weit verbreiteter Irrglaube. Manche Zeckenarten sind allerdings als sog. Laufzecken bekannt, die aktiv auf ihre „Beute” zugehen oder diese gar verfolgen.
Borreliose und FSME – Welche Krankheiten können Zecken übertragen?
Mit einem Virus oder Bakterium befallene Zecken können durch ihren Stich diverse Krankheiten auf ihren Wirt übertragen.
- Die Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in der Schweiz. Schätzungen zufolge ist je nach Region jede dritte Zecke in der Schweiz damit infiziert.
Borreliose wird durch Bakterien ausgelöst. Ein häufiges Symptom ist die sog. Wanderröte. Eine kreisförmige Hautrötung, meist um die Einstichstelle, die zwischen einem und 30 Tagen nach dem Zeckenstich auftreten kann. Bleibt die Borreliose unentdeckt und wird nicht behandelt, kann sie sich auf das Nervensystem und die Gelenke legen, was zu schmerzhaften Entzündungen und zur Arthritis führen kann.
- Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder durch einen Zeckenstich übertragene Meningoenzephalitis (Enzephalitis = Gehirnentzündung) wird durch das FSME-Virus hervorgerufen. Inzwischen gilt die gesamte Schweiz, mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin, als FSME-Risikogebiet.
Bis zu 14 Tage nach dem Stich einer infektiösen Zecke können grippeartige Symptome auftreten. FSME kann das zentrale Nervensystem betreffen und Symptome wie Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Schwindel sowie Konzentrations- und Gehstörungen hervorrufen, die Monate andauern können. Auch Lähmungen der Arme, Beine oder Gesichtsnerven sind möglich. In seltenen Fällen der Tod.
Die FSME kann lediglich symptomatisch, aber nicht ursächlich behandelt werden. Zur Vorbeugung einer Infektion mit FSME gibt es jedoch eine Impfung, die sich in der Vergangenheit als sicher und gut wirksam herausgestellt hat. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit empfiehlt daher für alle Erwachsenen sowie Kinder (ab sechs Jahren), die im FSME-Verbreitungsgebiet wohnen oder sich dort zeitweise aufhalten, die Impfung gegen FSME.
- Die Ehrlichiose ist eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit. Zecken können sie durch ihren Stich auf Menschen und Tiere übertragen. Bei Menschen werden dabei bestimmte Zellen des Immunsystems attackiert, was zu akuten oder chronischen Krankheitssymptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, aber auch zu Leber- und Nierenfunktionsstörungen führen kann.
- Bei der Babesiose (sog. Hundemalaria) befallen und zerstören die sog. Babesien (Einzeller) rote Blutkörperchen. Erkrankte Tiere leiden dadurch an Blutarmut, daneben können Fieber, Appetitlosigkeit oder Gelbsucht auftreten. Bei schweren Verläufen kann die Babesiose zu Multiorganversagen und Tod des Hundes führen. Für den Menschen ist die Hundebabesie ungefährlich und kommt zudem selten vor.
- Die Tularämie (Hasenpest) ist eine bakterielle Infektion. Die Symptome sind ähnlich denen einer Grippe oder Hautgeschwüre. In der Schweiz werden etwa die Hälfte der Fälle durch Zeckenbisse verursacht. Obwohl eher selten, nimmt die Anzahl der Tularämie-Fälle zu.
Zeckenstich vorbeugen
Um den Kontakt mit Zecken zu vermeiden, empfiehlt es sich grundsätzlich in den besonders aktiven Jahreszeiten hohes Gras sowie andere dicht bewachsene Stellen im Wald zu vermeiden. Da das für Naturliebhaber und Hundebesitzer keine Option ist, gibt es noch diverse andere Tipps und Mittel, um sich bestmöglich vor Zeckenstichen zu schützen:
- Vor dem Aufenthalt in der Natur die freien Körperflächen und teils unter der Kleidung mit Insektenschutz einsprühen. Viele Mückensprays wirken mittlerweile auch gegen Zecken, allerdings sollte der Schutz bei längeren Ausflügen regelmässig nach ein paar Stunden erneuert werden.
- In besonders gefährdeten Gebieten sollte die Kleidung mit speziellem Insektenschutz eingesprüht werden.
- Ausserdem empfiehlt es sich lange Kleidung (zumindest an den Beinen) zu tragen. Auf weissen oder hellen Kleidungsstücken sieht man Zecken besonders gut und kann sie abstreifen, bevor sie eine freie Körperstelle zum Einstich finden.
- Nach dem Verlassen entsprechender Gebiete sollte sowohl die Kleidung als auch der gesamte Körper schnellstmöglich nach Zecken abgesucht werden. Zecken mögen warme, feuchte und dünne Hautpartien. Bevorzugte Stellen sind Kniekehlen, Leisten, Innenseite der Oberschenkel, Gesäß, Hals, Nacken, Achseln. Vor allem bei Kindern sollte das Haar gründlich durchsucht werden.
- Klamotten ausschütteln und zügig waschen, zudem empfiehlt sich ein rasches Duschen, um Zecken abzuspülen, bevor sie zum Stich ansetzen können.
- Haustiere wie Hunde oder Katzen sollten regelmässig auf Zecken abgetastet werden. Zudem gibt es diverse Produkte und Nahrungszusätze, um die Tiere vor Zeckenbefall zu schützen.
Zeckenstich behandeln
Sollte es zu einem Zeckenstich kommen, gilt es möglichst schnell zu handeln. Zwar ist nicht jeder Zeckenstich infektiös oder gefährlich, aber folgende Massnahmen können das Risiko einer Infektion mit Krankheiten verringern und dienen der Beobachtung.
Zecken richtig entfernen:
Zecken müssen nicht zwingend von einem Arzt entfernt werden. Ist die Zecke jedoch an einer schwierig zu erreichenden Stelle, sollte sie von einer anderen Person entfernt werden, um das saubere Herausziehen zu gewährleisten.
Für die Entfernung eignet sich eine Pinzette oder spezielle Zeckenzangen, die es in Apotheken oder Drogeriemärkten zu kaufen gibt. Die Zecke muss so nah wie möglich an der Haut gegriffen werden, um sie nicht zu quetschen oder den Unterkörper vom Kopf zu reissen. Dann die Pinzette oder Zange langsam und mit kontinuierlichem Zug drehen, bis die Zecke von der Haut gelöst ist. Auf keinen Fall ruckartig oder hektisch agieren. Selbst Mehrfachversuche sind kein Problem. Danach die Einstichstelle desinfizieren. Sollten Reste des Mundwerkzeugs der Zecke in der Haut verbleiben, werden diese nach kurzer Zeit vom menschlichen Körper abgestossen.
Einstichstelle kontrollieren:
Das Datum der Entfernung am besten im Kalender markieren und die Haut um die Einstichstelle für die nächsten zwei bis drei Wochen kontrollieren, ob sich eine Rötung bildet. Nicht jede Rötung muss eine Infektion bedeuten. Verändert sich diese jedoch oder breitet sich aus, sollte umgehend ein Arzt kontaktiert werden.
Treten in den zwei Wochen nach dem Zeckenstich grippeartige Symptome auf, sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden, da dies typische Krankheitsanzeichen für Borreliose oder FSME sind.