Bei einer Antibiotikaresistenz werden Bakterien zunehmend resistent gegen den Wirkstoff und werden von diesem nicht mehr abgetötet. Weltweit nehmen Antibiotikaresistenzen zu – das Robert-Koch-Institut in Deutschland bezeichnet sie als eine der grössten Herausforderungen für die weltweite Gesundheit. Denn: Die Entstehung von Antibiotikaresistenzen kann nicht verhindert, höchstens verlangsamt werden.

Wirkstoff Antibiotika – Entdeckung und Anwendung

Antibiotika sind Arzneimittel, die krankheitserregende Bakterien abtöten oder ihre Vermehrung hemmen, sodass das körpereigene Immunsystem die Infektion bekämpfen kann. Antibiotika spielt daher bei der Behandlung bakterieller Infektionen (z.B. Blutvergiftung, Lungenentzündung, etc.) eine entscheidende Rolle. Bei Virusinfektionen sind Antibiotika hingegen nutzlos.

Entdeckt wurde Antibiotika von Sir Alexander Fleming im Jahr 1928. Er fand heraus, dass Schimmelpilze der Gattung Penicillin Bakterien abtöten. Der entscheidenden Substanz gab er daher den Namen Penicillin. Seitdem wurden immer neue antibakterielle Substanzen entdeckt, die heute unter Antibiotika gelistet sind.

Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Antibiotika unterschieden. Solche, die bakterizid wirken, also Bakterien vollständig abtöten, und jene, die die bakteriostatisch sind und lediglich die Vermehrung von Bakterien hemmen. Innerhalb dieser Unterteilung werden Antibiotika, je nach Wirkungsort (im Erbgut oder an der Zellwand), in Klassen unterteilt. Penicillin etwa wirkt bakterizid und gehört der Klasse Beta-Laktame an. Zu einer der bekannteren bakteriostatischen Antibiotikaklassen gehören Tetracycline.

Der Einsatz von Antibiotika ermöglicht heute nicht nur die Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten, sondern auch komplizierte chirurgische Eingriffe wie Organtransplantationen und schützt kranke Personen mit geschwächtem Immunsystem, etwa Krebspatienten während der Chemotherapie oder Menschen mit Autoimmunerkrankungen, die immunsupprimierende Medikamente erhalten.

Antibiotika und Nebenwirkungen

Auch bei Antibiotika können Nebenwirkungen infolge der Anwendung auftreten. Die Art und Intensität der Auswirkungen sind dabei je nach Person unterschiedlich.

Zu häufigen Antibiotika Nebenwirkungen gehören Magen-Darm-Beschwerden, die sich in Form von Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall zeigen. Neben diversen allergischen Reaktionen wie Juckreiz, Hautausschlag, Schwellungen bis hin zu Atembeschwerden gehören auch Pilzinfektionen an verschiedenen Körperstellen zu bekannten Antibiotika Nebenwirkungen.

Zu den schwereren Antibiotika Nebenwirkungen zählen Leber- und Nierenprobleme. Bei bereits bekannten Erkrankungen oder Beeinträchtigung der Organe sollten Ärzte vor der Verschreibung und Einnahme von Antibiotika darauf hingewiesen werden.

Mit die gefährlichste negative Auswirkung beim Einsatz von Antibiotika ist die Entwicklung einer Resistenz und die Bildung resistenter oder gar multiresistenter Erreger.

Wie entsteht eine Antibiotikaresistenz?

Bakterien besitzen grundsätzlich die Fähigkeit, sich gegen Antibiotika zu schützen. Antibiotikaresistenzen entstehen bei der Vermehrung von Bakterien durch natürliche Mutationen in deren Erbgut oder durch den Austausch von Resistenzgenen zwischen Bakterien untereinander. Nehmen Bakterien mehrere verschiedene Resistenzgene auf, entstehen sogenannte multiresistente Erreger.

Jeder Einsatz von Antibiotika fördert die Bildung von Resistenzen im Körper. Durch den sog. Selektionsdruck werden die empfindlichen Bakterien abgetötet, die resistenten überleben und vermehren sich weiter. Werden Antibiotika zu oft, über einen langen Zeitraum oder unsachgemäss angewendet, begünstig das die Entstehung von resistenten Erregern.

Nicht alle bakteriellen Entzündungen sollten daher umgehend mit Antibiotika behandelt werden, wenn man bedenkt, dass das Risiko einer Antibiotikaresistenz bei leichtfertiger Anwendung doch recht hoch ist. Ob eine Infektion mit Antibiotika behandelt werden muss, hängt jeweils von der Einschätzung des behandelnden Arztes ab.

Antibiotikaresistenz – hier kommen resistente Erreger häufig vor

Antibiotikaresistente Erreger sind vor allem dort zu finden, wo viele Antibiotika eingesetzt werden. Neben der Behandlung von Patienten in Krankenhäusern und Kliniken mit dem Wirkstoff, wird Antibiotika auch häufig in der Landwirtschaft eingesetzt. Resistente Erreger werden dabei nicht nur durch den Kontakt zwischen Menschen, sondern auch zwischen Mensch und Tier und allgemein der Umwelt übertragen.

Der Selektionsdruck ist vor allem im Gesundheitswesen äusserst hoch. In Krankenhäusern, Arztpraxen oder Pflegeeinrichtungen – überall, wo die Anwendung von Antibiotika geläufig ist – besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit sich mit resistenten oder gar multiresistenten Erregern zu infizieren. Das betrifft vor allem die Patienten mit offenen Wunden oder geschwächtem Immunsystem.

Landwirte oder Tierärzte haben ebenfalls eine höhere Wahrscheinlichkeit mit resistenten oder multiresistenten Erregern besiedelt zu sein. Für gesunde Menschen führt eine Besiedelung mit solchen Erregern aber nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung. Allerdings können die Personen die Erreger weiter verbreiten.

Einer der Gründe, weshalb resistente Erreger in der Landwirtschaft verbreitet sind, ist etwa der starke Einsatz von Antibiotika in der Tiermast oder bei Nutztieren. Dadurch können auch Lebensmittel unter Umständen eine Quelle für resistente Erreger sein.

Die Leichtigkeit heutzutage in andere Länder zu vereisen, treibt die Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregern über die Grenzen der Länder und Kontinente ebenfalls voran, weshalb Antibiotikaresistenz nicht zuletzt auch ein weltweites Problem ist.

Risiken und Folgen von Antibiotikaresistenzen

Antibiotikaresistenzen sind potenziell für jede Person gefährlich. Verliert ein Antibiotikum erst einmal seine Wirkungsweise, lassen sich Infektionen mit resistenten Erregern nicht nur schwieriger behandeln, sondern können auch einen komplizierten Verlauf nehmen. Antibiotikaresistenzen verlängern dadurch nicht nur die Behandlung einer bakteriellen Infektion, sondern können sie in manchen Fällen gar unmöglich machen, was schlimmstenfalls in einen tödlichen Krankheitsverlauf mündet.

Resistente oder multiresistente Erreger können jedoch auch selbst Krankheiten auslösen. So etwa die Penizillinresistenten Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae), die Lungenentzündungen verursachen. Die auf Fluorchinolone resistenten Escherichia coli Baktereine sind häufig ein Auslöser für Blasenentzündungen.

Vor allem Menschen mit einem schwachen Immunsystem oder mit Autoimmunerkrankungen sind besonders durch Antibiotikaresistenzen gefährdet. Auch Kinder mit noch nicht ausgereifter Immunabwehr sowie ältere Menschen, deren Immunsystem nachlässt gehören zur Risikogruppe. Ebenso Krebspatienten in Chemotherapie, Diabetiker, Menschen mit Organtransplantat und allgemein Patienten, bei denen selbst nur ein invasiver Eingriff durchgeführt wird.

Wie lassen sich Antibiotikaresistenzen vermeiden?

Antibiotikaresistenzen können nicht nur durch eine übermässige, sondern auch unsachgemässe Einnahme von Medikamenten entstehen. Wer Antibiotika verschrieben bekommt, sollte bei der Einnahme einige Punkte beachten.

Die Behandlung mit einem antibiotischen Wirkstoff ist individuell auf eine Person abgestimmt. Patienten sollten sich daher genau an die Anweisungen des behandelnden Arztes halten. Die Behandlung darf nicht vorzeitig abgebrochen werden, auch wenn bereits nach einigen Tagen eine Besserung eintritt.

Eine Lückenhafte Einnahme des Präparats sollte vermieden und auf die Regelmässigkeit geachtet werden. Andernfalls können sich Infektionen und somit die Behandlungsdauer in die Länge ziehen. Im schlimmsten Fall droht die Entwicklung einer Resistenz gegen das Antibiotikum.

Übriggebliebene Medikamente mit dem Wirkstoff Antibiotika sollten zudem nicht aufgehoben und im Falle einer anderen Erkrankung unsachgemäss erneut verwendet werden. Auch eine Abgabe an andere Personen zu deren Behandlung ist meist nicht nur ineffektiv, sondern birgt ebenfalls Risiken.

Angebrochene Packungen am besten beim Arzt oder in Apotheken abgeben, damit sie dort fachgemäss entsorgt werden. Bei der Entsorgung über den Hausmüll gelangen die Wirkstoffe ansonsten unkontrolliert in die Umwelt, was die Bildung resistenter oder multiresistenter Keime wiederum begünstigt.

Antibiotikaresistenz in der Schweiz – Strategie und Massnahmen zur Bekämpfung

Der Bundesrat hat bereits 2015 die Nationale Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) verabschiedet. Ziel ist es, die Wirksamkeit von Antibiotika für die Gesundheit von Mensch und Tier zu erhalten. Die zahlreichen beschlossenen Massnahmen für den Humanbereich umfassen von Prävention, Überwachung und Früherkennung durch verschiedene Steakholder auch Vorgehensweisen zur Resistenzbekämpfung, Aufgaben für die Wissenschaft und Forschung sowie Informations- und Bildungskampagnen.

Für die Umsetzung der Ziele wurden Expertengremien geschaffen, die das Bundesamt für Gesundheit beraten. Zudem gibt es das Schweizerische Zentrum für Antibiotikaresistenzen (ANRESIS) wird vom Institut für Infektionskrankheiten der Universität Bern mit Unterstützung des Bundesamtes für Gesundheit geführt. Es ist sowohl ein Überwachungssystem als auch ein Forschungsinstrument für den Antibiotikakonsum und Antibiotikaresistenzen.

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