Ein E-Patientendossier, kurz EPD, ist eine elektronische Gesundheitsakte, die es Patienten ermöglicht, ihre medizinischen Daten digital zu verwalten, zu teilen und aufzurufen. Über eine sichere Internetverbindung sind diese Informationen sowohl für Patienten als auch für Gesundheitsfachpersonen jederzeit abrufbar: auf dem Computer, dem Smartphone, von zuhause oder unterwegs. Dabei bestimmen die Patienten mit der Vergabe von Zugriffsrechten selbst, wer welche Dokumente wann einsehen darf. Das EPD beinhaltet alle relevanten Informationen wie Diagnosen, Medikamentenpläne, Laborergebnisse und Arztberichte, die für eine umfassende medizinische Betreuung wichtig sind.

So erhalte ich ein E-Patientendossier

Patienten können ihr EPD bei ihrem Hausarzt oder einer medizinischen Einrichtung beantragen. Nach Einwilligung des Patienten werden die gesammelten medizinischen Informationen in das EPD eingetragen und können von autorisierten Personen eingesehen werden. Dies ermöglicht eine bessere Kommunikation zwischen verschiedenen Ärzten und stellt eine effiziente Behandlung sicher.

Wer lädt meine Dokumente ins EPD?

Dokumente werden von der Gesundheitsfachperson in Deinem EPD abgelegt. Zurzeit beteiligen sich aber noch nicht alle am EPD. Daher ist es manchmal erforderlich, die Dokumente selbst hochzuladen.

Folgende Gesundheitseinrichtungen sind verpflichtet, Ihre Daten ins EPD hochzuladen:

  • Akutspitäler
  • Psychiatrische Kliniken
  • Reha-Kliniken
  • Alters- und Pflegeheime
  • Geburtshäuser
  • ab dem 1. Januar 2022 zugelassene Arztpraxen

Folgende Gesundheitseinrichtungen sind nicht verpflichtet, ihre Daten ins EPD hochzuladen, viele machen aber freiwillig mit:

  • Apotheken
  • Hebammen
  • Spitex-Dienste (spitalexterne Hilfe- und Pflegedienste)
  • Physiotherapeuten
  • vor dem Januar 2022 zugelassene Arztpraxen
  • weitere Gesundheitsfachpersonen

Falls eine Gesundheitseinrichtung sich nicht am EPD beteiligt, kannst Du Deine Dokumente anfordern und selbst ins EPD hochladen. Sobald Du Dich in Deinem EPD eingeloggt hast, kannst Du Dokumente hochladen. Das funktioniert bei jedem EPD-Anbieter ein wenig anders, vom Grundsatz ist das aber sehr ähnlich.

Welche Dokumente werden in einem EPD gesammelt?

Um eine umfassende und aktuelle Gesundheitsakte für den Patienten zu erstellen, werden verschiedenen medizinische Dokumente in dem EPD gesammelt.

Von Gesundheitsfachpersonen erstellte Dokumente:

  • Diagnosen:

    Informationen über medizinische Diagnosen, Krankheiten und Gesundheitszustände des Patienten.

  • Medikamentenpläne:

    Eine Liste der verschriebenen Medikamente, Dosierungen und Einnahmezeiten.

  • Laborergebnisse:

    Ergebnisse von Laboruntersuchungen, Bluttests, Urinanalysen und anderen diagnostischen Tests.

  • Arztberichte:

    Berichte und Notizen von behandelnden Ärzten, Spezialisten und anderen medizinischen Fachkräften.

  • Behandlungspläne:

    Informationen über durchgeführte Behandlungen, Therapien, Operationen und Rehabilitationsmassnahmen.

  • Impfungen:

    Aufzeichnungen über Impfungen, den aktuellen Impfstatus und Impfpläne des Patienten.

Andere Dokumente mit Informationen zu Deiner Gesundheit:

  • Rezepte:

    wie z. B. Brillenrezept

  • Daten aus einer Gesundheits-App:

    wie z. B. Blutdruckwerte.

  • Allergien und Unverträglichkeiten:

    Informationen über bekannte Allergien, Unverträglichkeiten und medizinische Einschränkungen.

  • Notfalldaten:

    Kontaktdaten von Notfallkontaktpersonen, Informationen über Vorerkrankungen und besondere medizinische Bedürfnisse im Notfall.

Weitere Dokumente sind ein selbstständig geführtes Schmerztagebuch, die Patientenverfügung sowie die Organspende-Karte.

Wie wird das Zugriffsrecht erteilt?

Das EPD ist eine Sammlung von persönlichen Dokumenten rund um die Gesundheit. Der Patient alleine entscheidet, wer auf welche Dokumente wie lange zugreifen darf. Dokumente werden in drei verschiedene Vertraulichkeitsstufen zugeordnet:

  • Geheim:

    Dokumente nur für den Patienten.

  • Eingeschränkt zugänglich:

    Dokumente, die aus seiner Sicht sensibel sind und nur von Gesundheitsfachpersonen mit einem speziellen Zugriffsrecht eingesehen werden können.

  • Normal zugänglich:

    für alle anderen Dokumente.

Der Patient erteilt das entsprechende Zugriffsrecht selbst. Die Zugriffrechte können auch befristet werden. Arbeitgeber, Krankenversicherer und Behörden haben keinen Zugriff.

Welche Vorteile hat das EPD für Patienten und Einrichtungen?

Die Vorteile von EPDs sind vielfältig. Für Patienten bedeutet dies mehr Transparenz und Kontrolle über ihre Gesundheitsdaten. Sie können jederzeit und von überall auf ihre medizinischen Informationen zugreifen, sie mit Ärzten teilen und so aktiv an ihrer Gesundheitsversorgung teilnehmen. Medizinische Einrichtungen profitieren ebenfalls von EPDs, da sie den Informationsaustausch zwischen verschiedenen Abteilungen und Fachkräften erleichtern und die Behandlungsprozesse optimieren.

Vernetzung des EPDs sorgt für grenzenlosen Zugriff in der Schweiz

Das EPD funktioniert über die Kantonsgrenzen hinaus in der ganzen Schweiz. Dabei gibt es verschiedene EPD Anbieter, die mit einem offiziell gekennzeichneten EPD Sicherheitslabel versehen sind. Das Bundesgesetz über das E-Patientendossier sorgt dafür, dass alle EPD Anbieter sicher miteinander vernetzt sind. So kann der Patient unabhängig vom Behandlungsort den Zugriff auf sein EPD erteilen.

Budget für Einführung und Verbreitung des EPD

Um die breite Einführung von E-Patientendossiers voranzutreiben, stellt das Schweizer Parlament ein Budget zur Verfügung. Mit diesen finanziellen Mitteln sollen die Infrastruktur für EPDs weiter ausgebaut werden. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern. Die inhaltliche Diskussion zur künftigen Ausgestaltung des EPD müsse im Rahmen einer umfassenden Reform angegangen werden. Diese wurde vom Bundesrat für Sommer 2024 angekündigt, mit dem Ziel, unter anderem die Aufgaben zwischen Bund und Kantonen zu verteilen sowie die Finanzierung des EPD zu klären.

Der Bundesrat will mit Änderungen im Gesetz über das EPD zudem erreichen, dass nicht nur stationäre Spital- und Pflegebetriebe mit dem elektronischen Dossier arbeiten, sondern auch ambulant tätige Gesundheitsfachleute. Auch plant er, dass künftig alle Grundversicherten nach Wunsch gratis ein elektronisches Dossier erhalten.

Diese umfassende Gesetzesrevision wird laut dem Bundesrat mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Bevor die Reform des EPD umgesetzt werden kann, ist es zunächst wichtig, das EPD mit einer effizienten und kosteneffektiven Übergangsfinanzierung voranzutreiben. Hier ist es entscheidend, dass diese schlank und zielgerichtet ist, um den Fortschritt des EPD s zu beschleunigen und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Reform zu schaffen.

Für Sicherheit ist gesorgt

Die Sicherheit der Patientendaten hat dabei oberste Priorität. EPDs werden unter strengen Datenschutzlinien geführt, um die Vertraulichkeit und Integrität der sensiblen Gesundheitsinformationen zu gewährleisten. Der Zugriff auf EPDs ist auf autorisierte Personen beschränkt, die eine berechtigte medizinische oder beruflichen Notwendigkeit haben, um auf die Daten zuzugreifen. Gesundheitsdaten werden in der Regel verschlüsselt übertragen, um sicherzustellen, dass sie vor unbefugtem Zugriff geschützt sind. Ein Audit-Trail protokolliert alle Zugriffe auf das EPD, um nachvollziehen zu können, wer auf die Daten zugegriffen hat und welche Änderungen vorgenommen werden. Jeder EPD Anbieter wird von einer anerkannten Prüfstelle kontrolliert und zertifiziert. Damit ist garantiert, dass seine Dokumenten im EPD von fremden Zugriffen geschützt und sicher abgelegt sind. Für den medizinischen Notfall wird ein spezieller Zugriff auf wichtige Gesundheitsdaten eingerichtet, um schnell bzw. lebensrettende Massnahmen zu ermöglichen. Medizinisches Personal und Patienten werden über die Bedeutung der Datensicherheit und den sicheren Umgang mi dem EPD geschult, um das Risiko von Datenschutzverletzungen zu minimieren.

Fazit:

Patienten können sich darauf verlassen, dass ihre Daten sicher verwahrt und geschützt werden. Das E-Patientendossier ist die Zukunft der Gesundheitsdokumentation in der Schweiz. Es bietet eine moderne und effiziente Möglichkeit, Gesundheitsdaten zu verwalten, den Informationsaustausch zu verbessern und die Qualität der medizinischen Versorgung zu steigern. Mit dem Einsatz von EPDs wird die Schweiz einen wichtigen Schritt in Richtung einer digitalisierten und patientenzentrierten Gesundheitsversorgung gehen. Die Weiterentwicklung des E-Patientendossiers ist ein fortlaufender Prozess, der darauf abzielt, die Nutzung und Funktionalität kontinuierlich zu verbessern und an die sich wandelnden Anforderungen im Gesundheitswesen anzupassen.